Abschied vom Blei--Alternative Wolfram (Tungsten)?

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11 Jahre 2 Monate her - 11 Jahre 2 Monate her #4484 von Jürgen
Liebe Forenmitglieder,
ich wollte, angeregt durch eine neue Pressemeldung mal mit Euch über die Alternativen zum Blei nachdenken und diese zur Diskussion stellen.

Denn eines ist sicher: Die Zeiten des guten alten Anglerbleies sind gezählt.
Ein generelles Verbot (über dessen Sinnhaftigkeit wir hier nicht diskutieren sollten) steht bevor.

Ich wollte nunmehr das Augenmerk auf mögliche Alternativen richten und, ausgehend von der Beschaffenheit und sonstigen Vorzügen des gewohnten Bleies speziell das Augenmerk auf Wolfram oder andere Materialien setzen, die sich derzeit bei Anglern in der Erprobungsphase befinden oder derzeit schon im Kaufangebot sind.

Bitte postet Eure Erfahrungen oder sonstige Anregungen mit Ersatzprodukten!


Fakten zum Blei:

Blei ist im Anglerbereich ja entsprechend bekannt und bei vielen Methoden im Einsatz.
Es wird meist gediegen (in Reinform) verwendet.
Blei hat eine Dichte von 11,3 g/cm(3) und ist leicht formbar. Es hat einen relativ niederen Schmelzpunkt von 327 Grad Celsius, so dass viele Angler auch ohne viel Aufwand Angler-Blei selber in entsprechende Formen herstellen oder sich über Recycling günstig mit dem Rohstoff versorgen können.
Blei ist als Rohstoff börsennotiert, die Preise sind deshalb weltweit sehr transparent und einheitlich. Derzeit kostet Blei 2,20 $ je Kilo. 50% des derzeitigen produzierten Bleis wird aus Recycling hergestellt. Lieferengpässe oder (welt-)politische Faktoren können dadurch weniger den Rohstoffpreis beeinflussen.

Fakten zum Wolfram /Tungsten:

Wolfram ist im Anglerbereich bisher nur in Nischen (Fliegenfischen, Drop Shot) und in geringen Gewichtsklassen bekannt.
Wolfram hat eine Dichte von 19,3 g/cm(3) und es ist in Reinform sehr hart und spröde (nicht verformbar).
Der Schmelzpunt ist mit 3422 Grad (C) der Höchste alle Metalle, somit für Angler nicht mehr verarbeitbar.
Wolfram ist nicht börsennotiert. Der Preis wird nahezu ausschließlich vom Hauptexporteur (85% der Weltproduktion) China und dessen Launen bestimmt.
Wenige weitere Wolframvorkommen in Kanada und England sind deshalb gerade aktuell im Begriff wieder bergbautechnisch erschlossen zu werden. Dies dient jedoch nur dem nationalen Interessen und wird keinen wesentlichen Einfluss auf den Weltmarkt haben.

Wolfram kostet derzeit 26 € pro Kilo, also etwa das 17 fache des Bleis. Gemessen an anderen Metallen hoher Dichte (Gold/Platin) ist dies jedoch noch billig, (Gold kostet derzeit 44943.- $ je Kilo), jedoch ist Wolfram aufgrund der geringen Produktion und Abhängigkeit von China schon seit 2010 um 70 Prozent gestiegen.

Verglichen mit den Rohstoffpreis/ Anglerblei-Verkaufspreis-Relation mit Blei zu Wolfram kann also ein normales "Karpfenblei" bzw.- "Karpfenwolfram" schon mal mit 100 Euro und mehr die "Portokasse" des Anglers belasten.

Auch wird der Angler sich dann daran gewöhnen müssen, dass der Preisunterschied von einem 80 Gramm zu einem 100 Gramm-Futterkorb oder Karpfenblei dann keine 20 Cent mehr ist, sondern 20 Euro. "Bleifrei" kann also dann ganz schön ins Geld gehen.
Letzte Änderung: 11 Jahre 2 Monate her von Jürgen.

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11 Jahre 2 Monate her #4485 von twitchin
Tungston gibt es schon seit Jahr zehnten als Blei alternative, es ist ca. Um 1/3 schwerer als Blei und bestimmt auch um 1/3 teurer..
Ihr könnt ja mal nach vectra vertikal googlen.. die Dinger sind zwar teuer, aber ich finde die interessant und bleifrei sind die auch...

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  • Jürgen
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11 Jahre 2 Monate her - 11 Jahre 2 Monate her #4486 von Jürgen

twitchin schrieb: Tungston gibt es schon seit Jahr zehnten als Blei alternative, es ist ca. Um 1/3 schwerer als Blei und bestimmt auch um 1/3 teurer..
Ihr könnt ja mal nach vectra vertikal googlen.. die Dinger sind zwar teuer, aber ich finde die interessant und bleifrei sind die auch...


Die Dichte von Wolfram ist mit 19,3 zu 11,3 etwa 71 % höher als Blei, also ist reines Wolfram somit 2/3 schwerer.

Wenn es nur um 1/3 teuer ist, dann kann das meiner Meinung (beim 17 fachen Rohstoffpreisunterschied und den zigfach teureren Verarbeitungskosten durch isb. den hohen Schmelzpunkt) nach auch kein reines Wolfram sein, höchstens eine Mischung. (Bei der höheren Dichte muss es aber für Angler kein reines Wolfram sein, z.B. 50% würden ja auch reichen)

Habe die Jig-Köpfe vectra vertikal gefunden. Da kosten drei 35 Gramm-Köpfe 14 Euro. Das geht ja noch.
Aber keine Angabe zum Material, nur dass es 100% bleifrei ist.


Hast Du Wolfram-Bleie in der 100 Gramm-Klasse gefunden?

Was machen alle, die noch mehr als 100 Gramm-Bleie (z.B. Meeresangler) brauchen?
Letzte Änderung: 11 Jahre 2 Monate her von Jürgen.

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11 Jahre 2 Monate her #4487 von Jörck
Ich habe mal die Gewichte aus Kunststein getestet. Keine Ahnung ob die inzwischen qualitativ besser sind, ich hatte jedenfalls mehrmals beim Einholen nur noch die Hülse dran.
Gewichte aus Tungsten kenne ich aus den Angelshops bisher nicht.
Es gibt Firmen die schon Alternativen aus Stahl/Edelstahl und Messing anbieten. Die Firma Waterlit z.B. hat dafür das Umweltzeichen Blauer Engel erhalten und bietet Posengewichte, Grundgewichte, Feederkörbe und Pilker an.
Vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. gibt es einen interessanten Bericht zum Praxisvergleich von Ersatzstoffen zum Angelblei.

www.lfv-westfalen.de/images/bericht_bleiersatzstoffe.pdf‎

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11 Jahre 2 Monate her #4490 von pfitzer
Bei Askari gibts Knetblei aus Tungsten, 15g kosten 4,94€. Macht bei 100g 32,93€!!! Günstig ist anders. Was das für ne Legierung ist steht auch nicht dabei, nur Bleifrei.

Zufrieden mit unserem Service hier? Dann würde ich mich freuen wenn du mir ein Bier spendierst .

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11 Jahre 2 Monate her - 11 Jahre 2 Monate her #4491 von Jürgen
Danke Jörck für den Bericht. Diese Mini-Studie ist wirklich interessant.

Zeigt aber genau meine Vermutung: Während für kleinere Bleie Alternativen einigermassen brauchbar sind (Ausnahme ganz feine Bleie, die wohl auch nicht durch Zinn etc. zu ersetzen sind) und Kostenaspekte evtl. noch tragbar, sind für größere Gewichtsklassen noch keine in Sicht, isb. nicht unter Kostenaspekten. Steine sind da ja keine Lösung.

Zum Thema Kupfer (In Reinform genauso wasserunlöslich wie Blei) als Ersatz für Blei im Wasser und Meer will ich auch mal gar nichts sagen. Welche Auswirkungen das dann auf das jeweilige Ökosystem hat, (in Bezug auf die Toxizität bei wirbellosen Tiere) überlasse ich den Biologen.

Genau dasselbe ist bei Stahl zu sagen. Im Lauf der Zeit rostet/zersetzt auch Edelstahl und in den jeweiligen Stählen sind auch Zusatzstoffe enthalten, die sicher nicht gesundheitsfördernd sind im Nahrungskreislauf.
Letzte Änderung: 11 Jahre 2 Monate her von Jürgen.

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