Sinn bei Bad Brückenau

Auch wir Mainangler müssen ja ab und zu über den Tellerrand unseres  Hausgewässers sehen und was bietet sich da besser an, als statt an einen regnerischen Tag am Main nicht vorhandenen Traumfischen nachzustellen ein Stück in die Rhön bei Bad Brückenau zu fahren und dort sein Anglerglück zu versuchen?

Gesagt getan, also fuhren wir eines Regen-Sonntags Morgen  auf einer regennassen Autobahn Richtung Norden, in der Hoffnung an einer durch Hochwasser leicht trüben Sinn einige sonst scheue Großforellen an die Spinnrute zu bekommen. Kaum bei der Autobahnausfahrt Bad Brückenau angekommen, gab es plötzlich aber keine Spur des Dauerregens, welches das gesamte  Maintal seit Tagen wolkenverhangen einschüttete und auch schon den Mainpegel steigen lies, sondern die Rhön war hier plötzlich so trocken, als wäre man in einer anderen Welt gelandet.

 

Matthias, der mich zu diesem Angeltag einlud, entschied sich, die Sinn beim Staatsbad Bad Brückenau flussaufwärts zu erwandern. Statt Fliegenrute schlug er vor, es zunächst einmal mit der Spinnrute zu versuchen, da die Sinn hier ziemlich überwachsen und das Werfen mit der Spinnrute einfacher wäre. Wie schon bei der Anfahrt von der Autobahnabfahrt erwartet, war das Wasser der Sinn klar und der Wasserstand normal, also eher ungünstig für die erhofften Großforellen. Wir ließen uns dennoch nicht entmutigen und erfreuten uns stattdessen, dass wir kein Regen hatten und damit wenigstens einen schönen Tag am Fluss verbringen konnten.  

 

Gleich beim Kurhaus zeigte mir Matthias eine erste "super Stelle", wo es seiner Erfahrung nach, von Forellen nur so wimmelt. Und in der Tat, schon beim ersten Auswurf  hatte ich eine herrlich gezeichnete  maßige Bachforelle am Haken, die ich trotz Schonhaken sicher über das kleine Wehr brachte.

 

Matthias, der neben mir zunächst noch bisslos blieb,  stieg dann einige Meter oberhalb an der nächsten "super Stelle" in die erfolgreiche Forellen-Angelei ein. Danach war er aber nicht mehr zu bremsen, denn er zog dann nahezu bei jedem Auswurf eine Rotgetupfte an . 

 "Diese super Stelle sollten wir uns  merken"

Auch bei mir hakte sich  die eine oder andere neugierige Forelle, die unbedingt wissen wollte, was da plötzlich blinkend und glitzernd an ihr vorbeischwamm.

Langsam flussaufwärts watend passierten wir so eine "super Stelle" nach der anderen und Matthias kam nicht mehr nach mir immer wieder eine neue "super Stelle, die wir uns unbedingt merken sollten" zu zeigen.  

Der Fluss zeigte sich von der besten Seite. Abwechslungsreich, mal flach, mal voller tiefer Rinnen und Gumpen,  sich durch Dickicht und Flussauen windend, mäandrierend und ab und zu ein meist abgebautes Wehr passierend, fanden wir so viele "super Stellen", die Matthias sich unbedingt merken wollte, dass ich ihm schließlich riet, sich besser die ganze Strecke "zu merken".      

 

Gefangen haben wir schließlich an einem herrlichen Fluss neben Bachforellen auch Regenbogenforellen und einen Barsch. Der Tag war schließlich um, als wir beim letzten Dämmerschein die letzten Regenbogenforellen wiederum an einer Stelle, die wir laut Matthias  "unbedingt merken sollten" im Stich lassend  und nur Bruchteile der vorgenommen Tages-Strecke zurückgelegt habend aber dennoch völlig zufrieden wieder Richtung Auto wanderten.

 

Auf die Kopfbedeckung kommt es an

Wie das Foto zeigt, sollte man das Angeln an der Sinn am besten mit einer Wathose und entsprechend sicherem Schuhwerk unternehmen. Eine Kopfbedeckung kann auch nie schaden, denn  auch wenn ein Forellenspinner dort nur mit einem widerlosen Haken  (Einzelhaken) bestückt werden darf, fühlt sich so ein evtl. fehlgeworfener Haken im Kopfbereich des Mitanglers nicht angenehm an.

Beim Fliegenfischen trage ich den Hut immer.

 

 

 

 

 

Wurftechnik ist gefragt 

Das Werfen war an dieser Strecke nicht einfach. Weit werfen, wie am Main muss man zwar nicht, dafür aber um so genauer. Gleichzeitig hat man an vielen Stellen überhängende Äste und andere Wurfhindernisse, es sind also statt Über-Kopf-Werfen eher andere Wurftechniken gefragt (Pendelwurf, Rollwurf, seitlich ganz flaches Werfen knapp über der Wasserlinie ... und oft genug mussten wir dennoch unsere Forellen-Spinner aus den Ästen und Büschen befreien oder ganz abschreiben.

Sinnstrecke Mittlere Sinn

Die Sinnstrecke bei Bad Brückenau (Mittlere Sinn) geht von Eckharts bis Autobahnbrücke Riedenberg.
An einem Tag schafften wir nur einen Bruchteil.
Die Strecke ist eine von drei Sinn-Strecken, die der Fischereiverein Bad Brückenau unterhält.
Karten sind, wenn überhaupt, über diesen zu erhalten.

 

Kartenbestimmungen:

Gefischt werden darf nur mit künstlichem Köder, nur mit einer Angel, die nur mit einem Einfach-Haken ohne Widerhaken bestückt werden darf. Es dürfen pro Person 2 Salmoniden entnommen werden. Bachforelle min. 35 cm, Regenbogen 30 cm. 

Wer die Gelegenheit erhält, dort einmal angeln zu dürfen, erwartet eine fantastische Forellenangelei in einem herrlichen Fluss in herrlicher Landschaft. 

Natürlich gibt es bei Licht immer auch etwas Schatten. Wir entdeckten auch dort die uns von der Kürnach/Pleichach bekannt vorkommenden Szenen mit einem Einlaufrohr und den Damenbinden im Flussbett, Stellen mit hässlichen Schaumansammlungen und Unrat.  Natürlich lange nicht vergleichbar wie mit den Zuständen bei Würzburg. Das Flussbett und das Wasser waren  klar und überwiegend  sauber. 

Auch hatten 2 gefangene Regenbogenforellen, die für Zuchtanlagen typischen verstümmelten Brustflossen. Obwohl die Sinn einen sich selbst regenerierenden Stamm an Regenbognern hat, werden  vermutlich immer noch fangfähige Fische besetzt.

Trotzdem bleibt unser Fazit, dass sich jeder glücklich schätzen kann, wer die Gelegenheit hat, solch ein schönes Gewässer befischen zu dürfen.   

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